Ich habe mir vor kurzem den Kapitalmarktprospekt der in Gründung befindlichen Bank für Gemeinwohl AG durchgelesen. Hier besteht eine Genossenschaft, deren Anteile man zeichnen kann, und diese wird Eigentümerin der AG sein – eigentlich eine alte Idee. Für diese AG soll dann eine Banklizenz bei der FMA beantragt werden, sofern das nötige Stammkapital zustande kommt. Die Frist hierfür ist (zunächst) der 31. Dezember 2017.
Ich habe mir mal die nicht so offensichtlichen Risiken (wie es die operativen etc. wären) herausdestilliert:
- Der Erwerb von Gesellschaftsanteilen sollte tunlichst als Spende betrachtet werden; die Möglichkeiten, diese Anteile zu veräußern oder den Betrag selbst bei Aufkündigung der Mitgliedschaft zurückzubekommen, sind sehr beschränkt. Allfällig doch zurückbezahlte Beträge gelten als ausstehende Zahlungen. Es besteht darüber hinaus sogar eine Nachschusspflicht in der gleichen Höhe, sollte es soweit kommen – selbst für ausgeschiedene Mitglieder! Für die Anteile werden überdies keine Dividenden ausbezahlt.
- Es könnten in den nächsten Jahren Mitgliedsgebühren in maximaler Höhe von 15,00 €/J beschlossen werden.
- Bei Investitionen in ethische Fonds verzichtet das Mitglied auf Dividendenzahlungen; es verbleibt somit nur mehr ein allfälliger Kursgewinn. (Das ist aber vermutlich eh einfach synonym zu thesaurierenden Fonds.)
- Es ist nicht verpflichtend, wird aber wohl von einem Mitglied erwartet, bei Sparprodukten auf Einlagezinsen zu verzichten. Verzichtet man nicht, sind die Zinsen unter dem Marktdurchschnitt. (Von negativen Zinsen ist übrigens nie die Rede; ich weiß nicht, ob man auf die dann auch verzichten kann. )
- Es ist nicht verpflichtend, wird aber wohl von einem Mitglied erwartet, ein Girokonto für über dem Marktdurchschnitt liegende 70,00 €/J (5,83 €/M, gemäß Website evtl. sogar 8,00 €/M) zu eröffnen und auch hier auf Zinsen zu verzichten, wenn diese Konten nicht von vornherein unverzinst sind.
- Da die Bank keine eigenen Bankomaten betreiben wird, werden 0,40 € pro Barbehebung verrechnet werden.
- Es ist m.E. davon auszugehen, dass die Bankomatkarte nicht gratis sein wird.
- Von Onlinebanking oder Apps träume ich erstmal garnicht. Andererseits sollen eben möglichst keine bis nur wenige kleine Filialen geführt werden, also führt wohl doch kein Weg daran vorbei.
Das Ganze läuft also definitiv unter dem Thema Wohltätigkeit und ist kostenmäßig irgendwie das Doppelte von dem, weswegen ich vor einigen Jahren zu einer Direktbank gewechselt bin. Andererseits hat unser Finanzsystem dringend Änderungen nötig, und für diese können nicht immer nur „die anderen“ sorgen. Außerdem sind die Ethikbanken/Alternativbanken im deutschsprachigen Raum ausgerechnet von Kirchen dominiert, also wäre hier mal ein Gegengewicht angebracht. Ich werde also sehr wahrscheinlich Anteile zeichnen.