Ökostrom vs. Naturstrom

Saturday, October 4. 2008

Ökostrom vs. Naturstrom

Für unsere neue Unterkunft hab ich überlegt, ob wir nicht auf einen ökologischen Stromanbieter setzen wollen, um Kernkraft, Großwasserkraftwerken und der übermäßigen CO₂-Produktion kalorischer Kraftwerke eine Abfuhr zu erteilen und gezielt erneuerbare Energien zu fördern.

„Ökostrom vs. Naturstrom“? Was soll denn diese gekünstelte Polarisierung? Nun, eine kurze Recherche offenbart zwar, dass Naturstromprodukte von den ehemaligen Strommonopolisten im Endeffekt nur Halbwahrheiten sind, da das Geld ja ohnehin unabhängig vom gewählten Produkt an den Großanbieter fließt, der damit macht, was ihm passt, u.a. eben auch die Investition in nicht-ökologische Stromproduktion. Aber mit dem Titel dieses Artikels will ich etwas anderes aufzeigen, nämlich die Konkurrenz zwischen den (dediziert) ökologischen Stromanbietern.

In Österreich gibt es zwei davon: Die Oekostrom AG und die AAE Naturstrom Vertrieb GmbH. Beide haben das „Österreichische Umweltzeichen“ für mindestens eines ihrer Produkte erhalten. Gute Frage also, wer von den beiden der optimale wäre. In Wikipedia und an anderen Stellen im Web ist die Rede davon, dass AAE von Greenpeace, GLOBAL 2000 und dem WWF empfohlen sei. Die Aussagen werden aber offenbar immer von derselben Person getätigt, was aus dem Namen bzw. den Initialen hervorgeht, und offensichtlich betreibt diese Person auch eine Photovoltaikanlage in Oberösterreich, die – no na – die AAE beliefert. Und Quellen für diese Aussagen habe ich auch keine gefunden. Klar, unter den Referenzen der AAE sind so klingende Namen wie Greenpeace, Die Umweltberatung, Die Grünen oder Sonnentor, aber GLOBAL 2000 und WWF tauchen nun mal in den Referenzen der Oekostrom AG auf. Und keine der bekannten Umweltorganisationen erwähnt bevorzugt nur einen der Anbieter, sondern stets beide gleichberechtigt.

Dann sah ich mir an, welche Kraftwerke beide so auflisten. Da AAE für „Alpen Adria Energie“ steht, ist es nicht verwunderlich, dass die Kraftwerke hauptsächlich in den südlichen österreichischen Bundesländern und im nördlichen Italien platziert sind. Nur die Oekostrom AG ist „rein österreichisch“ und hat jene Windkraftwerke gelistet, die mir durch die geographische Lage in Niederösterreich – speziell im Waldviertel – schon ein Begriff sind; auch wenn sie die im Waldviertel nicht selbst gebaut haben, sondern nur in einem Abnahmevertrag mit dem Betreiber stehen. Dafür ist die AAE günstiger und hat namhaftere Referenzen, aber vermutlich weil sie schon ein Jahr vor der Oekostrom AG gegründet wurde.

Wie also weiter vorgehen? Nachdem sich beide auch stark auf das Thema Anbieterwechsel konzentrieren, aber kein Wort über Neuanschluss verlieren, habe ich mich dann zu einer E-Mail an beide Anbieter hinreißen lassen, mit demselben Wortlaut:

An: [Naturstromanbieter]
Guten Tag,

Ich werde demnächst nach [PLZ Ort]/NÖ übersiedeln und würde gerne einen ökologischen Stromanbieter wählen. [...]

Ich bin im Zuge meiner Recherchen auch auf die [Konkurrenz] gestoßen - wo würden Sie die Abgrenzung der [angesprochenen Firma] ggü. dieses Unternehmens sehen?

Als erstes hat ein Vertreter der AAE geantwortet. Die Frage nach dem Neuanschluss wurde ebenso recht knapp beantwortet wie die Abgrenzung zur Oekostrom AG: Die Philosophie sei, Naturstrom zu einem günstigen, konkurrenzfähigen Preis anzubieten.

Einen Tag später antwortete die Oekostrom AG, allerdings recht ausführlich: Nach etwas Eigenwerbung und Tarifinfo folgt die dezidierte Abgrenzung zur AAE: Die AAE beziehe ihren „Naturstrom“ nur in Form undefinierter Wasserkraft von der KELAG, die in ihrer Stromkennzeichnung auch Atomstrom aufweise und an welcher der deutsche Atomstromkonzern RWE beteiligt sei. Das Produkt „Naturstrom PLUS“ der AAE sei zwar mit dem Umweltzeichen versehen worden, werde aber nur aus dem gesetzlich zugewiesenen Ökostromanteil gespeist, den sowieso jeder Energielieferant hat. Damit ist eine dedizierte Finanzierung erneuerbarer Energien erst wieder nicht gewährleistet.

Beide Seiten bieten eine einfache Durchführung der Neuanmeldung bzw. des Wechsels an. Dennoch ist mir im Endeffekt das Angebot der Oekostrom AG sympathischer. Noch habe ich ja etwas Zeit, um mich für einen der Anbieter zu entscheiden. Da ich aber den Anschlusstermin und den Netzzugangsvertrag sowieso mit der EVN vereinbaren muss und die überdies keine Bindungsfrist verlangen, besteht die Gefahr, dass ich mir aus Bequemlichkeit erstmal ein paar Monate „dreckigen“ Strom liefern lasse, bis mir eine Entscheidung gelungen ist.

Posted by Stephan Paukner in Personal at 14:37 | Comments (3) | Trackbacks (0)

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Mag. Christine Berndl on :

Werter Herr Paukner! Ich bin die ‘bestimmte Person’ die Aussagen über die AAE tätigt, wie Sie in Ihrem Artikel schreiben. Ich bin diese Person und habe gestern bei Google Ihren Artikel gefunden. Seit 2004 bin ich überzeugte Naturstromkundin der AAE aus Oberösterrech. Über die Firma habe ich mir 2004 während eines 1wöchigen Aufenthaltes ein persönliches Bild gemacht und die Familie mit ihren Mitarbeitern kennen gelernt. Die AAE ist ein Famienbetrieb der mit unabhängigen Naturstromerzeugern als Partner ( die oekoenergie aus Wolkersdorf NÖ. gehört auch dazu) seit 120 Jahren im energieautarken Kötschach Mauthen gewinnt. Auch ich liefere meinen Überschussstrom von einer meiner 4 PV Anlagen zur AAE, wie es schon ca. 200 andere Naturstromkunden, dank des fairen Abnahmetarifes, auch tun. (mit den anderen liefere ich zur oemag) die AAE betreibt Naturstromkraftwerke in Österrech, in Italien usw. Als ' rein österreichisch ' kann die oekostrom nicht bezeichnet werden, hat hat sie doch Kraftwerke in Tschechien und in Ungarn. Sie hätte auch ein Solarkraftwerk in Sizilien gebaut, wenn sie nicht tief in die roten Zahlen gekommen wäre (Quelle: HP /Unternehmen/Aktie/Jahresbilanz 2007 und 2008 und www.ulferthoehne.at) Wie Sie erwähnen, hat die AAE auch das österreichische Umweltzeichen für das Produkt ' Naturstrom PLUS ‘. Das bedeutet, dass für jede gehandelte u d produzierte kWh ein Herkunftsnachwei erbracht werden muss! Daher kann ich die bewusst gesetzten Falschaussagen - ‘undefinierte WAsserkraft’ - der oekostrom nicht verstehen. Die AAE bezieht, wie ich persönlich erfahren habe, ZERTIFIZIERTE Wasserkraft von der Kelag, so wie die oekostrom vom Verbund (Strommix nachzulesen bei Global 2000) Händlermix der AAE, laut HP: 86% zertifizierte Wasserkraft und 14% anderen Ökostrom. Pro Jahr entsteht ein Naturstromkraftwerk (siehe AAE HP. Dass die AAE nicht in neue Kraftwerke investiert ist also völlig absurd! Es ist traurig, dass die oekostrom bewusst Falschaussagen tätigt, wie auch in der HP ' einziger unabhängiger Ökostromanbieter’ und ‘sauberster Ökostrom’ Woche Kindereien hat die AAE nicht nötig, hat sie doch einen ständigen Kundenzuwachs (auch Greenpeace ist Kunde!).Das erreicht sie durch kompetente Beratung, ehrliche Aussagen und durch einen fairen Preis in ganz Österreich. Jede(r) kann die Naturstromanlagen in Führungen, veranstaltet von ’ energieautark Kötschach Mauthen’ besichtigen und ist so nicht mehr auf Falschaussagen angewiesen.

Stephan Paukner on :

Danke für Ihren Kommentar, er unterstreicht den Titel, den ich gewählt habe. Die Aussage, dass „eine dedizierte Finanzierung erneuerbarer Energien erst wieder nicht gewährleistet“ sei, war allerdings meine eigene Interpretation der vorangegangenen Sätze und stammt nicht von der Oekostrom AG - das geht leider nicht eindeutig hervor. mfg

Mag. Berndl Christine on :

Ich habe nun bei google nun gefunden, wo die oekostrom ihre Wasserkraft bezieht: http://diepresse.com/home/wirtschaft/economist/390236/index.do Ein Auszug: „Wir haben Verträge mit dem Verbund und der Salzburg AG.Wenn es bei uns einen erhöhten Strombedarf gibt, dann kaufen wir bei denen den Strom ein“, sagt Peter Molnar, Geschäftsführer der heimischen Ökostrom AG. Man kann also sagen BEIDE beziehen zuertifizierte Wasserkraft, die AAE von der Kelag und die oekostrom vom Verbund und der Salzburg AG. Weiters ist zu hinterfragen, welcher Anbieter denn nun sauberer sei. Dazu muss man sich den Händlermix oder Unternehmens-mix anschauen, also die Stromzusammensetzung mit der GEHANDELT wird. Obwohl sich die oekostrom auf ihrer Homepage als einziger unabhängiger sauberster Ökostromanbieter ausgibt, ist der Händlermix nicht zu finden. Gefunden habe ich ihn bei Google in der Homepage der Stadtwerke Hartberg (sind an der oekostrom beteiligt) http://kwml.net/files/44_1391_/preisblatt_oekostrom.pdf 90,82% Wasserkraft!!! In der Homepage der AAE ist der Händlermix leicht zu finden. 86% Wasserkraft!!!! Meine Meinung: Man sollte nicht mit Zahlen herumklauben. BEIDE sind sauber,haben das Umweltzeichen. Jede(r) soll selbst nach einem Preisvergleich entscheiden. NICHT IN ORDNUNG finde ich aber, dass sich die oekostrom als super sauber und unabhängig deklariert und gleichzeitig die AAE in den Schmutz uieht.

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