Ich habe einen alten Forenbeitrag von mir aus dem Jahr 2002 ausgegraben, den ich aus aktuellem Anlass sogar unverändert wiedergeben kann:
es ist zwar nicht mehr allzu aktuell, aber ein anderes aktuelles ereignis motiviert mich, doch noch ein politisches kommentar abzugeben.
es geht um die bösheit der computerspiele.
ein “experte” hat unlängst im willkommen österreich (bin zufällig darübergezappt) einen grund für jenes autowettrennen mit tödlichem ausgang darin gesehen, daß einen einschlägige computerspiele auf schnelligkeit und rasertum trimmen würden. nicht beachtet hat er allerdings, daß der orf regelmäßig die formel 1 überträgt, und daß gerade dieser tage das gti/proleten-treffen am wörthersee als volksfest mit positiver wirtschaftlicher auswirkung breitgetreten wird. der witz ist, daß im selben sender, wo sowas übertragen wird, die begeisterung für schnelle autos auf die bösen games abgeschoben wird.
kurz erwähnt seien auch die ego-shooter-spiele, die sich auch in teilen unseres vereins großer beliebtheit erfreuen (mich eingeschlossen): ist es denn nicht unrealistisch genug, daß ausgerechnet die handhabung der waffen an sich (aufnehmen, laden, magazinwechsel) automatisiert abläuft? wie soll ich da im umgang mit waffen geschult werden? und wie soll ich zu einem killer mutieren, wenn sich die teilnehmer totlachen, nach einem tod der eigenen spielfigur fröhlich rache bekunden und sich dabei chips reinstopfen? es handelt sich ja doch nur um ein spiel wie jedes andere.
warum wird denn bei autorennspielen oder flugsimulatoren so viel wert auf realismus gelegt? weil die atmosphäre dann viel mehr spaß abwirft. auch ich stehe auf die autocrashs in zeitlupe in diversen tv-serien. für wen sind denn verfolgungsjagden - das action-element schlechthin - kein nervenkitzel? da schmecken doch chips und popcorn gleich viel besser! deswegen komme ich aber doch nicht auf die idee, mich selbst in irgendwas zu stürzen.
was ich damit sagen will: das angebot an unterhaltung derart macht noch keinen verrückten. man muß auch logisch bleiben: nur weil es durchdreher gibt, die sich an sowas ergötzen, heißt das noch nicht, daß alle actionfilm-schauer und ballerspieler potentiell gefährdet sind. mit anderen worten: es gibt wein, und es gibt eben weinliebhaber, aber leider auch alkoholiker. solange es menschen gibt, wird es leider auch verrückte geben, die ihre umwelt nicht verarbeiten können.
Und auf die aktuelle Amoklauf-Diskussion bezogen: Klar spielt auch ein psychisch gestörter Waffennarr gerne Ballerspiele. Das ist aber Wirkung, nicht Ursache. Amokschützen gab es doch schon vor zig Jahrzehnten. Für gesunde, ausgewogene Psychen sind actionreicher Sport, Spiel, Filme und Games einfach eine Möglichkeit sich auszugleichen, abzureagieren. Wenn politisch Aktive lieber die Unterhaltungsmöglichkeiten für alle Bevölkerungsschichten einschränken, liegt dies wohl eher an Macht- und Kontrollsucht und einer starken Waffenlobby. Das ist ein Grund zum Fürchten!
Im übrigen ist es wohl eher die schlechte Kombination von hohem Testosteronspiegel und angeschlagener Psyche, die in Aggression, Raserei, Gewalt, Krieg, usw. mündet. Dummerweise führt genau das aber auch zu führenden politischen Ämtern.