Ich kenne eine ländliche Gegend, in der es 16jährigen im Alter von 12 bis 32 Jahren offenbar sowohl schwer fällt dort zu leben als auch sie zu verlassen oder zumindest auf eigenen Beinen zu stehen. Es ist dort so langweilig oder deprimierend oder was auch immer, dass die wichtigste soziale Interaktion für diese Jugendlichen der wöchentliche Vollrausch ist. Den Mittelpunkt dieses Treffens stellt dabei eine überregional bekannte Spelunken-Disko mit einem recht großen Einzugsbereich dar.
Die Rede soll dabei nicht von der “Unterschicht” dieser Gegend sein, denn diese besitzt einen oder mehrere vergleichbare Treffpunkte andernorts. Interessanter ist die Gruppe derer, die eine Schulausbildung über die Schulpflicht hinaus genießen oder genossen haben. Denn trotz Ausbildung an teilweise weiter entfernten Orten strömen sie am Ende der Arbeitswoche zurück zu Mutti’s Sonntagsbraten, nicht ohne am Vorabend wieder an der zentralen sozialen Interaktion teilgenommen zu haben. Wer schon soweit ist, sucht und findet seine Arbeit möglichst in besagter Region. Der Wohnsitz bleibt dabei möglichst im Haus der Eltern. Den Mitgliedern dieser Gruppe scheint dabei eine eigene Lebensbeziehung nicht erstrebenswert zu sein.
Egal ob zwölfjährig und Schüler, 22jährig und Techniker, 32jährig und selbstständig, wenn sie alle sich in der verdreckten Spelunken-Disko treffen, sind Techno-Verweigerer und Muttiwohner unter sich, übergeben sich auf Tisch- oder Tanzfläche und geben sich der kollektiven Abgefucktheit hin. Kurioserweise geht in 40km Entfernung das Gerücht um, dass dort alle Weiber “bärad” wären, was aber nicht stimmt.