Wien kotzt an. Offenbar. Was mir seinerzeit als frisch in die Großstadt gekommener Hinterwäldler gleich aufgefallen ist, sind die dreckigen Gehsteige. Wiens Gehsteige sind dreckig. Sie sind angekotzt. Sie sind angeschissen. Sie sind angepisst. Sie sind aber bei weitem nicht so angeschissen wie angekotzt.
Die Verursacher der Gehsteigscheißerei sind nicht die Menschen, das ist bekannt. Um die Tierchen soll es hier aber eigentlich auch nicht wirklich gehen. Gut, so mancher Scheißhaufen lädt tatsächlich zum Speiben ein, wenn etwa eine Art Schokoguss, also eine flüssige braune Soße, über dem festeren Material als Draufgabe nachgeworfen worden ist. So ein Prachtexemplar habe ich einmal gesehen. Mitten am Gehsteig. Am liebsten hätte ich eine Beilage dazugespieben.
Genau, mir geht es ums Kotzen. Wiens Gehsteige sind angekotzt. Wo man sich auch bewegt, als Wiener muss man eigentlich nicht so häufig wie gemeinhin angenommen den Scheißhaufen ausweichen, nein, viel mehr den Speibhaufen, die von Menschen stammen, deren nächtliche Trinktouren von einem Lokal zum nächsten offenbar immer wieder durch leerreiche Ereignisse unterbrochen werden. Die Auswürfe häufen sich nicht nur an Straßenbahnstationen. Es vergeht kein Morgen, an dem ich nicht wegen eines sternförmig verspritzen Kotzflecken an den Gehsteigrand gedrängt werde. Und genauso ausweichen müssen Kinder und Mütter mit Kinderwägen. Schweigend wird zur Kenntnis genommen: Da hat wieder einer hingespieben. Wie wird das den Wiener Kindern eigentlich erklärt? Ja, weisst, da hat ein Sandler hingespieben, der zuviel Alkohol getrunken hat. Oder so ein verwahrloster Jugendlicher. Als Jugendlicher ist man natürlich stolz auf sein Speiblackerl. Schau, soviel hab ich gesoffen!
Mehrmals musste ich schon U-Bahn-Station-Speiber miterleben. Die sind keineswegs nur männlich! Aber ich bin ja selbst schuld, warum spaziere ich auch zur Hauptentleerszeit durch die Nacht. Ein U-Bahn-Waggon-Speiber möchte mir nicht begegnen. Ich kenne eine Person, die so etwas einmal gestanden hat. Verwerflich! Speibt’s euch doch selber ins G’nack, aber verschonts bitte die anderen Leute mit eurer Speiberei!
Beim Pissen kommen Hunde und Menschen aber wieder zusammen. Allerdings stammen die wenigsten Brunzlackerln auf den Gehsteigen von Menschen, weil der Mensch/Mann in besagtem Zustand selten rechtzeitig das Hosentürl aufbekommt.
Es gibt ja Orte, wo Hund unbekümmert seinem Kerngeschäft nachgehen kann; eine „dog-pile mile“, also Hundehaufenmeile. Das wäre doch auch eine Idee gegen die Speiber: Dedizierte Orte zum kontrollierten Auswurf. Es sollte gewalt(tät)ig hohe Strafen für Gehsteigbeschmutzung geben. Am Land, wo ich herkomme, sind die Gehsteige sauber! Dafür gibt’s allenfalls Kuhfladen auf der Wiese.
Heute haben wir den Vertrag für unsere neue Wohnung unterschrieben. Sie befindet sich deutlich außerhalb von Wien.Nachdem ich vor einigen Jahren eine 35m² Wohnung in Wien gemietet hatte, die sozusagen als meine Studentenbude fungierte, hat es sich er
Tracked: Jun 30, 21:07